Terry Hayes – Faceless (I am Pilgrim)
Ein Buchzitat, dass mich heute sehr bewegt hat – wegen seiner Aktualität:
„Er erzählte mir, er fege den Platz, damit sie ihn sahen und wussten: Ein Jude hatte überlebt, das jüdische Volk lebt weiter, seine Menschen haben das alles durchgestanden. Der Platz stellte seine Rache dar. Als Kind sei er sein Spielplatz gewesen – er sagte, er sei an jenem Abend dort gesessen, als die Nazis kamen. Ich habe ihm nicht geglaubt – was wollte denn ein siebenjähriger Jude an dem Ort? Da zeigte er auf die alte Universität und sagte, sein Vater sei der Bibliothekar gewesen und die Familie habe in einer Wohnung hinter seinem Büro gewohnt. Ein paar Jahre nach der Bücherverbrennung hat der Pöbel ihn und seine Familie abgeholt. Wie gesagt, es ist immer dasselbe – erst werden die Bücher verbrannt, und am Ende verbrennen sie Menschen. Seine Eltern und vier Geschwister sind alle umgekommen. In fünf Jahren war er in drei Lagern gewesen, alles Vernichtungslager, darunter Auschwitz.
Weil es ein solches Wunder war, dass er überlebt hatte, fragte ich ihn, was er gelernt habe. Er lachte, und sagte, nichts, was man originell nennen könnte. Der Tod ist schrecklich, das Leid schlimmer. Wie üblich waren die Arschlöcher in der Mehrheit – auf beiden Seiten des Zauns. Dann dachte er einen Augenblick nach. Eines habe ihn seine Erfahrung gelehrt: Wenn Millionen Menschen, ein ganzes politisches System, zahllose Bürger, die an Gott glauben, sagen, sie würden dich töten – dann hör ihnen einfach zu.“
Vor dem Hintergrund der Aktivitäten der IS lässt mich das sehr nachdenklich zurück.
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